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Dein Welpe, dein Alltag: Was du in der Welpenzeit unbedingt üben musst!



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Fast jeder Welpe lernt als Erstes "Sitz". Das ist auch völlig in Ordnung, aber sehr oft vergessen Welpenbesitzer:innen, worauf es in der anfangs tatsächlich ankommt. Signale wie "Sitz" oder "Platz" kann dein Hund problemlos auch später noch üben, während ihr manche anderen Sachen unbedingt sehr früh üben solltet, v.a. um Probleme zu vermeiden. Ich erkläre dir hier 3 wichtige Themen die für mich immer Priorität in der Welpenzeit haben:


Was du in der Welpenzeit unbedingt üben musst!
Was du in der Welpenzeit unbedingt üben musst!




1.) Handling, Anfassen, Pflege und Medical Training:


Jeder Hund sollte sich anfassen lassen und Pflegemaßnahmen sowie Untersuchungen beim Tierarzt entspannt bewältigen können. Es gibt leider viele Hunde, die damit Schwierigkeiten haben und dann können bereits so simple Dinge wie das Entfernen einer Zecke zum Problem werden. Das ist dann nicht nur für dich mühsam, sondern kann für deinen Hund ein echter Stressor werden.

Den Grundstein für stressfreies Handling solltest du unbedingt in der Welpenzeit legen, damit ihr bei Bedarf z.B. wenn dein Hund schnell zum Tierarzt muss, nicht mit Druck arbeiten müsst und so unangenehme Erfahrungen meiden könnt.

Welpen tolerieren Berührungen meist noch sehr gut und lassen sich körperliche Maßnahmen, sofern sie gerade entspannt sind, meist besser gefallen als Junghunde. Deshalb lohnt es umso mehr die Welpenzeit für dieses Training zu nutzen.


Pflege, aber auch Untersuchungen muss jeder Hund kennen
Pflege, aber auch Untersuchungen muss jeder Hund kennen

Wie kann dieses Training aussehen?


Wenn dein Welpe gerade entspannt auf deinem Schoß liegt, streichle ihn sanft an Stellen die er gerne mag und gehe dann immer mal zu etwas besonderen Stellen über:

  • schaue mal kurz ins Ohr

  • ziehe eine Lefze hoch und schaue die Zähne an

  • schaue zwischen den Zehen

  • tu so als ob du eine Zecke irgendwo entdeckt hast und dies prüfen möchtest….


Dazwischen streichelst du deinen Hund immer wieder. So kannst du regelmäßig Kuschelzeit mit etwas Gewöhnung an Berührungen kombinieren.


Zudem empfehle ich immer gezieltes Pflegetraining:


Schafft euch dafür ein Ritual, z.B. mit einer bestimmten Decke oder indem du deinen Hund auf den Tisch hebst. So weiß dein Hund was ihn erwartet. Da Welpen oftmals noch nicht gut stillhalten können, empfiehlt sich eine Schleckmatte oder ein Kauartikel. Während dein Hund also mit dem Futter beschäftigt ist, kannst du langsam mit den Pflegemaßnahmen beginnen.

Wichtig: Sobald dein Welpe mit dem Kauen oder Schlecken aufhört, hörst du auch sofort mit den körperlichen Maßnahmen auf! Dies ist ein entscheidender Schritt, denn so könnt ihr bereits ein sog. Kooperationssignal aufbauen. Dein Hund sagt dir wann er bereit ist, indem er sich dem Futter zuwendet und er behält und die Kontrolle über die Situation. Das schafft Sicherheit und langfristig Vertrauen in dieses Ritual.


Was tun, wenn dein Welpe nicht kooperiert?


Zuerst mal frage dich: Ist das, was ich hier mache tatsächlich nötig? Ganz oft ist das nämlich nicht der Fall, auch eine Zecke muss nicht sofort entfernt werden. Wichtig ist, dass du keinen Druck oder Zwang ausüben musst, damit schaffst du dir evtl. unnötig Probleme.

In Ausnahmefällen kannst du auch eine Hilfsperson hinzunehmen, die deinen Welpen mit einer hochwertigen Leberwurst-Tube ablenkt. Das ist nicht perfekt, da dein Hund das trotzdem als unangenehm empfinden kann, aber trotzdem besser als den Hund mit Zwang festzuhalten.

Ich empfehle Pflegetraining ca. 3x die Woche und hier genügend wirklich einige Minuten pro Einheit.

Wichtig hierbei: es geht nicht darum, dass du deinen Hund tatsächlich kämmst oder Krallen schneidest. Es geht mehr darum, das Ritual positiv aufzubauen, damit dein Hund gerne und freiwillig mitmacht. Später kann das Training noch gezielt erweitert werden und ein genaueres Kooperationssignal kann aufgebaut werden.


Du benötigst Hilfe beim Pflegen oder Behandeln deines Hundes?

Schau dir gerne mein Angebot dazu an (auch Online möglich):




2.) Alleinebleiben:


Jeder Hund sollte entspannt Alleinebleiben können und da dies je nach Hund durchaus längere Zeit dauern kann empfehle ich bereits früh in der Welpenzeit mit dem Training zu beginnen. Viele Welpenbesitzer:innen haben zudem nur ein bestimmtes Zeitfenster zur Verfügung, bis Alleinebleiben möglich sein sollte.


Jeder Hund sollte lernen entspannt alleine zu bleiben und sich dabei selbst zu beschäftigen oder zu ruhen.
Jeder Hund sollte lernen entspannt alleine zu bleiben und sich dabei selbst zu beschäftigen oder zu ruhen.

Vorab: es ist überhaupt nicht selbstverständlich, dass ein Hund zu Hause alleine bleiben kann. Leider weiß ich aus meiner Arbeit in der Verhaltensberatung, dass viele Hunde damit Probleme haben und dass das leider auch andere Verhaltensprobleme zur Folge haben kann. Es muss beim Einzug eines Welpen (aber auch einem neuen erwachsenen Hund) unbedingt eine längere Zeit eingeplant werden, in welcher der Hund nicht alleine bleibt. Ich persönlich habe für meine Welpen immer 6 Wochen eingeplant und auch danach war Alleinebleiben nur über kurze Zeitfenster möglich. Ich weiß, das klingt sehr lange, insbesondere wenn man berufstätig ist und der Urlaub dafür herangezogen wird. Für mich war aber immer klar, dass dies langfristig funktionieren muss und dafür haben ich und mein Mann in Kauf genommen getrennt den Sommerurlaub zu nehmen.



Wie läuft Alleinbleib-Training ab?


Es gibt viele Möglichkeiten das Alleinebleiben zu üben aber fast alle Methoden zielen darauf ab, dass du deinen Welpen langsam an längere Zeiten gewöhnst.

Das Training startet ihr aber erst, wenn dein Welpe angekommen ist und sich in deinem neuen Zuhause wohl fühlt. Du musst bedenken, dass dein Hund gerade seine Mutter und Geschwister verloren hat und sich erst an dich binden muss, bevor wir das Training beginnen. Die ersten Tage sollte dein Welpe dir also idealerweise überall hin folgen dürfen. Auch ins Bad, in den Keller, einfach überall, sofern er das möchte. Du solltest auch möglichst nicht weggehen, solange dein Welpe gerade schläft. Ihr schafft also zuerst eine sichere Wohlfühl-Athmosphäre.


Nach einigen Tagen empfehle ich immer einen kleinen Test: gehe mal alleine auf die Toilette und mache die Türe zu. Was tut dein Welpe? Fiept er oder kratzt er an der Tür? Oder schaut er dir ganz gelassen hinterher oder bleibt sogar an seinem Platz liegen? Dies finde ich entscheidend, um eine erste Prognose abgeben zu können und abzuschätzen wie aufwendig euer Training gestaltet werden sollte. Bei einem Welpe der hier bereits in Panik gerät, würde ich unbedingt raten das Alleinebleib-Training erst mal zu pausieren, einen klugen Plan zu erstellen (hier helfe ich natürlich auch gerne) und zu überlegen wie man das die nächste Zeit überbrücken kann.


Ein Welpe der das aber völlig gelassen angeht kann gerne mit dem Training starten: Das erste Ziel sehe ich immer darin, dass du dich durch das gesamte Haus bewegen kannst und dein Welpe dabei entspannt ist und dir nicht folgt. Ja genau, dein Welpe sollte dir nicht hinterhergehen. Welpen sind neugierig und gehen uns gerne mal hinterher. Das ist auch nicht weiter schlimm, aber wenn dein Hund dir ständig folgt, dann vermutlich weniger aus Neugier und mehr weil er dich nicht verlieren möchte. Ich möchte deshalb, dass dein Welpe lernt freiwillig liegenzubleiben, dann wissen wir sicher, dass er entspannt ist, bevor wir uns an das echte Alleinsein wagen.


Das erste Training:

Zuerst sorgst du dafür, dass dein Hund satt ist, sich lösen konnte und etwas Beschäftigung hatte. Idealerweise startest du wenn dein Hund etwas müde, aber nicht völlig erschöpft ist. Du kannst auch gerne einen Kauartikel oder gefüllten Kong geben.



Wenn dein Welpe sich damit beschäftigt, beginnst du mal die Räume zu wechseln. Tue so als ob du etwas im Nebenraum vergessen hast und komme schnell wieder. Du verlässt nun immer wieder kurz den Raum und kehrt immer wieder zurück und setzt dich wieder neben deinen Hund. Es kann passieren, dass dein Welpe seinen Kauartikel liegen lässt und erst mal hinterherläuft. Das ist nicht schlimm und du läufst weiter zwischen den Räumen. Irgendwann wird es deinem Hund vielleicht lästig und er bleibt liegen und beobachtet dich nur noch. Nach und nach steigerst du dein Wegbleiben, das können anfangs nur 5 Sekunden sein, das hängt völlig von deinem Hund ab. Wichtig ist, dass dein Hund liegen bleibt. Da wir anfangs nur sehr kurze Intervalle üben, kannst du über den Tag verteilt gerne 10 Übungseinheiten machen. Ja, Wiederholungen sind hier entscheidend.

Nimm dir für diesen ersten Schritt innerhalb des Hauses wirklich Zeit. Alleinbleib-Training ist sehr individuell. Vielleicht schafft ihr diesen Schritt bereits in einigen Tagen, vielleicht benötigt ihr aber auch einige Wochen. Wichtig ist, dass du hier eine solide Basis schaffst, dann gelingen sie späteren Schritte leichter.

Wichtig zu wissen ist, dass ihr mit zu großen Schritten durchaus Fehler machen könnt. Zu kleine Schritte sind hingegen nie falsch! 

Im nächsten Schritt schließt du Türen und bleibst auch mal einige Minuten in einem anderen Raum. Erst wenn das klappt, beginnst du das Haus ohne deinen Hund zu verlassen. Dann kannst du mal den Müll herausbringen, zum Briefkasten gehen oder mal etwas aus dem Auto holen. Auch das gerne 10x täglich oder öfter.

Ab hier empfehle ich auch eine Kamera zu benutzen. Beobachte, was dein Welpe nach dem Schließen der Haustüre macht. Kurzes Hinterherschauen ist ok, aber fiepen, an der Türe kratzen oder bellen definitiv nicht. Dann musst du einige Schritte zurück oder Zwischenschritte einbauen.


Nach und nach verlängerst du die Zeiten. Anfangs einige Minuten und mit der Zeit länger. Erfahrungsgemäß ist die erste halbe Stunde der größte Brocken, den es zu meistern gilt. Danach werden die Schritte schnell größer. Lass dich also nicht entmutigen, wenn du die ersten Wochen damit verbringst, dich auf 10 Minuten zu steigern.


Wichtig noch: Alleinbleib-Training sollte niemals linear gesteigert werden, du solltest also nicht von Tag zu Tag die Dauer verlängern. Mache immer wieder auch sehr kurze Einheiten und übe auch weiterhin innerhalb des Hauses.


Ich persönlich empfehle auch das Training zu dokumentieren. Ich weiß, das ist lästig. Solltest du allerdings Zeitdruck haben, weil dein Urlaub oder deine Homeoffice-Zeit irgendwann enden, empfehle ich schon das Training mit Plan anzugehen und dazu gehört auch eine Dokumentation mit der du eure Schritte erfasst und ggf. Fehler erkennst.



Du benötigst Hilfe beim Alleinbleib-Training? Egal, ob Welpe oder erwachsener Hund, ich begleite euch gerne durch diesen Prozess (auch Online möglich).

Schau dir gerne mein Angebot dazu an:





3.) Besuchertraining:


Du denkst jetzt vielleicht, ihr benötigt kein Besuchertraining, da dein Welpe mit Besuch völlig unproblematisch ist? Da muss ich dich leider enttäuschen, denn fast alle Welpen sind in der Besuchssituation entspannt. Probleme mit Besuch entstehen oftmals erst mit der sozialen Reife eines Hundes, ca. ab dem 8. Lebensmonat. Ist das Problem erst mal da und dein Hund verbellt Besuch oder springt an ihm hoch, steht meist ein aufwändiger Trainingsprozess an, um das wieder in den Griff zu bekommen. Sehr viel leichter lassen sich jedoch Probleme mit Besucher:innen vorbeugen! Deshalb gehört das Besuchertraining für mich auch unbedingt zur Welpenzeit.


Besuchertraining ist auch in der Welpenzeit wichtig!
Besuchertraining ist auch in der Welpenzeit wichtig!

Im Prinzip geht es darum, dass dein Hund die Besuchssituation und insbesondere das Klingeln und Hereinkommen des Besuchs nicht mit großer Aufregung verknüpft. Dazu ist es wichtig, dass deine Besucher:innen sich selbst ruhig verhalten und deinen Welpen nicht überschwänglich begrüßen. Ich weiß, Welpenknuddeln macht Spaß und deine Freunde können es vermutlich kaum erwarten, ins Haus zu kommen und den Welpen willkommen zu heißen. Leider führen sehr aufgeregte Begrüßungen oftmals schon nach wenigen Wiederholungen zu einer aufgeregten Erwartungshaltung bei deinem Welpen und langfristig möchtest du das wirklich nicht.


Das Klingelritual:


Bereite dir eine kleine Dose mit verschiedenen Leckereien für deinen Hund vor. Darin enthalten sind Kauartikel, mit denen dein Welpe etwas länger beschäftigt ist, aber auch Dinge, die sehr schnell vertilgt sind, wie z.B. einige Brocken Trockenfutter. Diese Dose ist griffbereit zum Hundekörbchen platziert.


Für dich gilt nun: immer wenn es klingelt, holst du zuerst etwas zum Knabbern für deinen Hund und legst es in sein Körbchen. Dann gehst du erst zur Tür. Wenn es nur die Post ist, genügen vermutlich ein paar Stücke Trockenfutter. Bis dein Hund fertig gegessen hat, ist die Tür bereits wieder zu und dein Welpe hat gelernt, dass es nach dem Klingeln ins Körbchen geht, da anscheinend ein fremder Mensch da war, dies aber für ihn gar nicht wichtig war.


Bei echtem Besuch bekommt dein Welpe einen großen Kauartikel oder einen gefüllten Kong ins Körbchen. Dein Besuch kommt ruhig herein, ignoriert den Welpe und setzt sich hin. Währenddessen ist dein Hund beschäftigt. Selbstverständlich kann dein Besuch nachher deinen Welpe begrüßen, aber ich würde idealerweise 10 Minuten zwischen Klingeln und Begrüßen verstreichen lassen, um eine unschöne Verknüpfung zu vermeiden. 

Zudem sollte die Begrüßung trotzdem nicht zu wild werden. Du musst bedenken, dass dein Welpe so auch lernt, dass Begrüßungen wild sind und wenn dein Hund zu einer großen Hunderasse gehört, dann mögen Besucher das später erfahrungsgemäß nicht mehr.

Ich weiß, dass gerade in der Welpenzeit viele Besucher:innen wegen deines Hundes kommen. Trotzdem solltest du bedenken, dass dies nicht so bleiben wird und deine Freunde und Familie künftig eher dich besuchen und dein Hund dabei nicht stören soll bzw. idealerweise die meiste Zeit ruhen sollte. Deshalb ist es auch wichtig, dies bereits in der Welpenzeit so zu tun. Möchte dein Besuch unbedingt etwas mit deinem Welpen spielen, dann tut dies besser bei einem Spaziergang.


Das Besucherritual empfehle ich tatsächlich immer durchzuführen und das mindestens über das erste Lebensjahr deines Hundes. Hat dein Hund dann ein solides entspanntes Verhalten in der Besuchssituation, kannst du beginnen die Futterartikel abzubauen und z.B. nur noch etwas Trockenfutter anstatt eines Kauartikels zu verwenden. Selbstverständlich könnt ihr parallel auch richtiges Deckentraining machen, wobei dein Hund lernt auf Signal in sein Körbchen zu gehen und dort zu bleiben. Es gibt verschiedene Möglichkeiten im Besuchertraining, ich persönlich setze anfangs einfach auf das Vermeiden von unerwünschtem Verhalten und schaue später was noch gebraucht wird.


Besucherritual für Welpen
Besucherritual für Welpen


Fazit:


Das waren nun 3 wichtige Dinge für die Welpenzeit, an die du vielleicht nicht sofort gedacht hast, die aber unbedingt rechtzeitig geübt werden sollten!


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